Boxhandschuhe

Spätestens für das Savate benötigte ich mal wieder ordentliche Boxhandschuhe. Vor gut eineinhalb Jahren hatte ich mir endlich eigene Boxhandschuhe zugelegt. Auf Seminaren konnte ich immer mal wieder welche brauchen, hatte dann aber nie welche und habe es immer wieder aufgeschoben mir eigene anzuschaffen. Ich bin kein Freund von Werbung auf Kleidung oder Ausrüstung. Überall Label der Hersteller, am besten schön groß, bunt und auffällig. Soweit wie ich kann, entferne ich zumindest Aufnäher von meiner Fechtausrüstung. Es weiß so oder so jeder wer diese herstellt. Aber ich schweife ab. Ich mag es eigentlich eher klassisch und so freute es mich, dass Paffen-Sport eine Traditional-Line für einige Boxgegenstände einführte. Einfache braune Lederhandschuhe, der Hersteller in ähnlichem Farbton aufgestickt. Die musste ich haben. Definitiv auch etwas für alle HEMA-Betreibenden, die sich für Pugilism oder Scintific Boxing interessieren.

Boxhandschuhe der Traditional-Line von Paffen

Mittlerweile habe ich entdeckt, dass Hayabusa ebenfalls eine Produktlinie im klassischen Design haben auch wenn der Name Kanpeki dies nicht unbedingt vermuten lässt. Ich selbst habe mit diesen Produkten noch keine Erfahrung, aber da sie sowohl Schienbeinschützer als auch einen Boxhelm beinhaltet, könnte sich das möglicherweise bald ändern.

Hayabusa Kanpeki Kopfschutz

Hayabusa Kanpeki Schienbeinschützer

Alle deren Interesse ich geweckt haben könnte, können sich unter folgenden Links einen ersten Eindruck verschaffen (und dann mal schauen wo sie sie vielleicht günstiger bekommen):

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Seminarankündigung: Kampfkünste Norditaliens

2017 beginnt mit einem Knallerseminar in München. Rupert Sedlmayr – einer von vier offiziellen deutschen Instruktoren für Genuesische Kampfkünste – läd im Februar zu einem Seminar mit großem Anteil an genuesischer Kampfkunst ein. Es findet am 11.02.2017 in Müchen statt und ist ein Überblick zu norditalienischen Methoden allgemein. Allerdings sind von insgesamt sechs Themen mindestens drei mit Inhalten aus Genua gefüllt. Ob die waffenlose Selbstverteidigung Savate Genovese, Gambetto oder vielleicht doch eine andere norditalienische Methode sein wird, wird noch bekannt gegeben. Ihr erhaltet eine kleine Einführung in folgende Methoden:

– waffenlose Selbstverteidigung (tbd)
– Der Spazierstock in der Selbstverteidigung (bastone da passeggio genovese)
– Das Messer in der Selbstverteidigung (coltello genovese)
– Spazierstock- und Langstockfechten (bastone genovese)
– Das Messer im Duellfechten (coltello settentrionale / methodo Arditi)
– kurze Einblicke in den Kampf mit bäuerlichen Geräten (Winzermesser, Beil)

Mehr Informationen findet Ihr hier:

 

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Dehnen – ein Update Dezember 2016

Ich hatte – wohlwissend, dass meine Dehnfähigkeit in den Beinen nicht die Beste ist – im Februar begonnen zu dehnen. Geplant war ja, dass wir diesen Winter in Genua eine Einheit zum Savate Genovese haben würden. Stattdessen wurde ich überstimmt, sodass ich Savate bereits im Juni erleben durften. Rückblickend würde ich sagen, dass dies auch eine gute Idee war was Inhalt, Theorie und Motivation anbelangt. Allerdings war meine Einschätzung richtig. Als wir diesen Dezember in Genua waren, wäre ich fit genug und vorbereitet gewesen. Ich kann mich zwar in kein Spagat legen, die Fortschritte sind aber deutlich sichtbar. Es ist erschrecken, wie viel man mit regelmäßigem Training erreichen kann :-P, sogar beim Dehnen und auch noch in meinem Alter ;-).


Bislang sah das wie folgt aus: Nach 10 Minuten dynamischem Dehnen zum warm machen, folgten 30-40 Minuten statisches Dehnen passender Muskulatur. Seit Februar waren das bis Dezember insgesamt 155 Einheiten. Angestrebt waren etwa vier Einheiten die Woche, was abzüglich Krankheit, Urlaub und „heißer Phasen“ auch ganz gut geklappt hat. Da die Grundvoraussetzungen jetzt gelegt sind, stelle ich das Programm nun komplett um. Die 10 Minuten warm machen bleiben bestehen, danach geht es an den Sandsack 20-30 Minuten treten, treten, treten. Das muss nicht unbedingt hart sein. Aber der Sandsack wird mir helfen mein Gleichgewicht besser zu halten. Außerdem hilft mir ein Ziel als Motivations- und Fokusverstärker, grade was die Tritthöhe angeht und die will ich schließlich immer noch steigern. Die Dehnung wird sicher nicht so stark sein, wie ich sie statisch erreichen könnte, auf der anderen Seite kann ich mir siucher sein, dass ich alle nötigen Muskeln anspreche. Der große Vorteil ist in jedem Fall, dass ich gleichzeitig meine Tritttechnik verbessere. Mal sehen was ich mit dem Programm in den nächsten Monaten für Fortschritte verzeichnen kann.

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Training in Genua Dezember 2016

Morgens 5:20 Uhr

Morgens 5:20 Uhr – los geht´s

Vor einem Jahr war mein erster Besuch in Genua. Letzte Woche war ich nun zum dritten Mal dort. Langsam pendelt sich alles ein. Wie sagt man so schön, beim dritten Mal ist es Tradition. Die Route, die Zwischenstopps, unser kleines Restaurante  „La Sosta“ in dem wir immer zu Mittag essen. Nach insgesamt sechs Besuchen in den letzten vier Jahren erkennt man uns schon wieder „die Deutschen sind wieder da“.
La sostaEs war alles beim Alten, eins führte zum anderen und auch dieses Mal war die Idee für ein neues T-shirt geboren. Sagte ich alles, nicht ganz. Wir mussten in ein anderes Hotel ausweichen. Da die Bastonatori seit dem letzten Besuch wieder ihre Halle geändert hatten, lag dieses sogar in Sichtweite. Trainiert wurde diesesmal im Gemeindehaus einer Kirche. Wenn man genau hinsieht, erkennt man auch das Gebäude mit der grünen Kuppel etwa in der Mitte des Bildes.


Nun aber zum Wesentlichen. Was haben wir gelernt, was haben wir mitgebracht? Die Antwort ist „viel“ etwas zu viel vielleicht. Unser Wunsch war es Stock gegen Messer bzw. Messer gegen Stock zu sehen und in der zweiten Hälfte Gambettoaktionen speziell aus der Guardia zu üben. Es kam ein wenig anders. Wir wissen nicht ob er uns etwas veralbern wollte, aber wir begannen mit der Kombination Stock/Messer. 15 Minuten später hatte er uns Unmengen gezeigt und noch mehr erzählt. Jeder von uns war sich nicht sicher ob er all das aufnehmen konnte. Dann drehte Maestro Parodi sich um und meinte “Das war im Grunde alles. Was wollt ihr noch sehen?“ Wir etwas verblüfft fassten uns doch wieder und wollten das natürlich auch mal machen 🙂
Vom aktiven Messer gegen Stock ging es fließend über in Messeraktionen gegen Unbewaffnete. Das Klingt jetzt etwas übel, aber wenn man den Stockmenschen richtig unterlaufen konnte, ist der auch nichts anderes als unbewaffnet. Vielmehr behindert ihn sein Stock sogar noch. Weil das auf Dauer aber auch nicht so interessant ist, weil es zu einfach ist, gingen wir über zu Messer gegen Messer. Das war zwar nicht geplant, im Nachhinein, hat es aber – besonders bei mir – nochmal für ein tieferes Verständnis der Methode auch im Verhältnis zum Stock gesorgt.

Grundstellung

Guardia

Die Gambettoeinheit war dann auch kürzer als erwartet. Eine Guardia als solches gibt es zwar, doch ist die Zeit, die man darin verbringt recht kurz. Gambetto ist kein Wettkampf- und auch kein Duellsystem. Man belauert sich nicht. Vielmehr ist die Guardia eine Art Referenzposition, an der man sich festhalten kann, in der man sich zwischendurch wiederfinden und aus der man arbeiten kann. Entweder man geht aggressiv vor oder man wird aggressiv angegangen. In jedem Fall ist das Aufeinandertreffen sehr kurz und stürmisch. Vom Gegner löst man sich aber erst, wenn alles beendet ist.


Ein paar Fragen hatten wir auch mitgebracht. Die Fragen zum Savate Genovese führten zu einem größeren Exkurs, der mehr Früchte trug als erwartet. So blieb am Ende nichtmehr allzu viel Zeit für unsere Fragen zum bastone da passeggio. Aber unsere Köpfe waren so oder so schon mehr als voll. Wir waren uns nicht sicher ob wir all das was wir heute gemacht und gehört hatten wieder zusammentragen könnten.
Für das nächste Treffen steht Spazierstock aber wieder ganz oben auf der Liste und so wie wir den Maestro verstanden haben wurde es auch mal wieder Zeit für Messer. Außerdem steh Savate bei ihm immer hoch im Kurs. Viel zu wenig Zeit. Definitiv wollen wir uns aber beim nächsten Mal wieder mehr auf zwei Themen konzentrieren.
20161208_140229Wir kamen wie immer nicht mit leeren Händen – aber dazu später mehr – und wir gingen auch diesmal nicht mit leeren Händen. Der Maestro hatte für uns ein gelbes Dreiecktuch komplett mit Clubstickereien. Das Halstuch ist ein modisches Überbleibsel aus der Seemannsecke der genuesischen Kampfkünste. Zena ist übrigens der alte, einheimische Name für Genua. Über das Tuch habe ich mich wirklich sehr gefreut, auch wenn gelb nicht unbedingt meine Farbe ist.

gruppe2016dez

Grazie Maestro

 

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Bastonatori genovesi: Besuch in Aachen – Oktober 2016

Ende Oktober waren Tobias und Rupert bei mir zu Besuch in Aachen. Wir wollten uns unbedingt nochmal treffen bevor wir das nächste Mal nach Genua fahren. Da ich Rupert zu einem Seminar überredet hatte, blieb uns leider nicht so viel Zeit zum Training wie wir gern gehabt hätten. Beim nächsten Mal muss ich wieder mehr an mich denken 😉
Tobias traf allerdings schon Freitagnachmittag in Aachen ein. Der Plan war ihn mit zu meinem Jujutsukurs zu nehmen und danach noch etwas Savate Genovese zu trainieren. Das Savate beschränkte sich dann größtenteils auf Details zur Technikausführung und Pratzenarbeit. Aber auch das will gemacht werden. Mal abgesehen davon, dass man sich nicht mit einem ordentlichen Sparring für den Rest des Wochenendes rausschießen wollte. Was den waffenlosen Part angeht, habe ich den Münchenern ein wenig voraus. Hier war es also an mir zu korrigieren. Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des Coltello Romagnolo.

Sonntagfrüh gingen wir dann zu dritt in den Park um uns mit genuesischer Kampfkunst zu befassen. Was das sein würde, war uns noch nicht ganz bewusst, sodass wir erstmal alles einpackten. Mein Hauptanliegen war es erstmal meine Sparringstöcke zu testen und Meinungen einzuholen. Es wäre ja begrüßenswert, wenn wir dieselbe Variante nutzen würden. Wenn wir hier zu einem Ergebnis gekommen sind, werde ich vielleicht nochmal ausführlicher schreiben. Vorab kann ich aber verraten, dass das endgültige Urteil von beiden Seiten sehr positiv ausfiel, an den Details müssen wir dann wohl noch etwas feilen. Noch nicht ganz wach ging es also direkt mit Sparring los. Ein kleines Video davon findet ihr hier. Getestet wurden Modelle für den Spazierstock und den Bastone a due mani. Der Fokus lag dabei auf Sparring mit möglichst wenig Schutzausrüstung aber möglichst hoher Intensität. Dabei schnitt der Spazierstock wie erwartet besser ab.

Weiter ging es mit ein wenig Messer. Auch wenn die Methode nicht sehr umfangreich ist, würde ich sie als mein schwächstes Mittel im genuesischen Repertoire bezeichnen, wenn mir mal davon absehen, dass ich nicht derjenige mit den höchsten Tritten bin. Ich war also froh, dass wir wieder einmal durch alles durch sind. Auch diesmal hatte ich wieder ein paar Aha-Momente. Danach wurde es Zeit sich zu revangieren. Wenn Coltello meine Schwachstelle war, dann ist die der Jungs das Gambetto. Glücklicherweise kann man Messer schneller verinnerlichen als Ringen 😀 Wir sind also nochmal alles vom letzten Genuabesuch durchgegangen. Alles zu erklären und in Relation zu bringen war für mich auch nochmal erhellend. Ich freue mich schon auf meinen ersten richtigen Gambettokurs, den ich hoffentlich irgendwann geben werde. Das wird mich ein ganz großes Stück nach vorn bringen.

Ich würde durchaus sagen, dass es ein gelungenes Wochenende war. Wir hatten viel Spaß und haben an allen Ecken etwas gelernt. Wir sehen uns in einer Woche, dann gibt es in Genua für uns alle wieder viel zu lernen!

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Assalto di Bastone Genovese

Nach dem Seminar am Samstag und einer langen Nacht war es sonntagfrüh an der Zeit für eine intensive Runde genuesische Kampfkunst. Es war früh, wir waren nicht fit und man könnte sagen unsere Beine haben noch geschlafen. Womit fängt man dann am besten an? Ganz klar – mit einer Runde Sparring! Eigentlich hätte so ein Video seinen Weg nicht auf Youtube gefunden, aber das Licht und unsere „Rauchschwaden“ machen es doch ein wenig sehenswert. Achtet also nicht zu sehr darauf, was wir da veranstalten und genießt die Bilder:

Es ging an diesem Morgen darum meine neue Variante für Sparringstöcke auszuprobieren. Wir haben uns nicht zurück gehalten, wie man sieht. Die Stöcke haben gehalten, Treffer waren aushaltbar und Respekt vor dem Gegenüber war gegeben – deutlich an der recht weiten Mensur zu erkennen. Für uns also ein Daumen hoch für das Design.

Abschließend könnte man noch anmerken, dass das tatsächlich unser erstes gemeinsames Sparring war! Stoß- und Hiebfechtgänge mit Degen und Säbel mal ausgenommen – aber das ist wirklich etwas ganz anderes, wenn man es an Aggressivität und Wucht festmacht.

Es war mir ein Fest Herr Zimmerman.

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Nachruf: Coltello Romagnolo Seminar

Es ist zwar kein Coltello Genovese, aber wenn ich Rupert schon mal bei mir in Aachen habe und zu einem kleinen Seminar überreden konnte, darf ich auch mal ein paar Zeilen dazu schreiben. Als Thema hatte ich mir das Coltello Romagnolo ausgesucht. Ein kleines System, aus dem vergangenen Jahrhundert, welches sich in der Nachfolge der alte Tradition im Umgang mit dem Rapier anschließt. Es gibt aufgrund der Klingenlänge natürlich keine Bindungsaktionen. Stattdessen ist die linke Hand, welche im Rapier oft mit einem Dolch bestückt war, auch im Coltello Romagnolo für die Verteidigung zuständig. Wenn auch in vielen anderen Messersystemen die Linke zur Verteidigung genutzt wird, so spiegelt die interessante Schrittarbeit das Vorbild aus der Renaissance noch stärker wieder. Aus zwei Auslagen mit denen man sich flankierend zum Gegner stellt (einen kleinen Eindruck bietet der folgende Videoschnipsel), sind diverse Schrittvarianten möglich, die größtenteils auch das Ziel eines günstigeren Winkels für einen Angriff haben. Auf dem ein oder anderen Foto sieht man noch das Fußarbeitsdiagramm auf dem Boden der Halle.

Vor rund einem Jahr hatte ich bei mir bekannten Trainern schon mal angefragt ob Interesse daran bestünde Rupert für ein Seminar zu einem italienischen Messersystem nach Aachen zu holen. Die Resonanz war doch recht gut, sodass es nicht verwunderlich war, dass die Halle auch ordentlich voll war. Es waren aachener Arnisadores, Eskrimadores, Historische Fechter und Jujutsuka dabei. Aus Köln beehrten uns die Freifechter und Bartitsuka. Aus der Eifel bemühten sich sogar ein paar historische Fechter, die sich normalerweise mit dem Langen Schwert beschäftigten, zu uns. Die zwei Einzelkämpfer, die aus Bonn und Bochum zu uns kamen, will ich hier aber auch nicht verschweigen.

Meine Erwartungen wurden rundum erfüllt. Trotz des Trubels im Vorfeld hat es sich doch alles gelohnt und ich bin froh, dass wir alles realisieren konnten. Von links und rechts sagte man mir auch, dass ich Rupert gern wieder mal nach Aachen holen könne. Das hört man doch gern. Danke für das gelungene Seminar an Referent und an alle Teilnehmer! Es war bestimmt nicht das letzte Mal.

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Training in Genua im Dezember 2015

Bevor es Anfang Dezember wieder runter nach Genua geht, schiebe ich heute noch einen kleinen Bericht zu meiner ersten Fahrt vor etwa einem Jahr nach:

Meine erste Fahrt nach Genau war etwas anstrengen. Wohlgemerkt die An- und Rückfahrt, nicht der Aufenthalt an sich. Aber die Unannehmlichkeiten haben sich allemal gelohnt. Immerhin stand am Ende die Entscheidung sich doch intensiver mit den Kampfkünsten Genuas zu beschäftigen. Am ersten Dezemberwochenende vergangenen Jahres ging es Freitagabend mit dem Zug in Aachen los. Gegen Mittelnacht erreichte ich München, um fünf Uhr in der Früh sollte es schon wieder weiter gehen. Ich muss nicht erwähnen, dass Rupert – mein freundlicher Gastgeber – und ich nicht sofort ins Bett sind, sondern uns natürlich verquatscht haben. Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit dem Auto weiter. Ich war zwar sichtlich geschafft, aber die Stimmung war gut und voller Vorfreude. Ralf, Tobias und Rupert erzählten mir von Ihren letzten Aufenthalten und Anekdoten von Maestro Parodi. Im Auto schlafen war also nicht wirklich möglich. Das hat mir zwar nicht gefehlt, würde sich aber sicher noch rächen. Zum Mittagessen in Genua gab es einen ersten Café – also Espresso. Da ich nicht mal normalen Kaffee trinke, schlug der bei mir wie eine Bombe ein. Von da aus mussten wir direkt weiter zur Halle. Dort folgte nach kurzem „Hallo“ ein weiterer Café bevor es losging. Man kann sagen, dass ich wach war. Die Halle war im zweiten Geschoss untergebracht. Man muss schon zugeben, dass irgendwie ein gewisses Flair rüberkam, denn im Erdgeschoss war eine kleine Bar,
in der ältere Herren Brettspiele und Karten spielten. Die Halle im Zweiten war auch nicht wie ich es vermutet hätte. An den Sprossenwänden erkannte man zwar die Sporthalle, der Boden war allerdings ein Mosaikboden und eine Balustrade gab es auch, zusammen mit den Großen schön gemauerten Fenstern stimmte das Drumherum einfach. Bevor es losging gab es noch eine kleine Überraschung. Der Maestro hatte für jeden von uns einen kleinen „Panzerstecher“ aus Rattan geschnitzt.
Panzerstecher

Auf dem Trainingsplan stand Bastone a due mani. Wäre es Messer oder Savate gewesen, wäre ich wohl nicht so spontan mitgefahren. Der Maestro machte im Vorfeld Witze
darüber, was wir noch machen wollten, mit dem „zweihändigen“ Stock wären wir nach ein paar Stunden fertig. Er sollte Recht behalten, fertig waren wir auf jeden Fall. Es hätte nach der offiziellen Zeit sicher noch etwas zu sehen gegeben, aber das Konzept hinter der Methode und das Muster in den Bewegungen sind deutlich klar geworden. Den Beginn machte eine Übung, aus der ohne Zweifel das Thema Schlaghärte hervorging. Gut, mit einem zweihändig geführten Stock feste zuschlagen kann ich. Und zwar so lange, bis Ralf mich darum bat, etwas weniger kräftig zuzuschlagen. Im Laufe der Übungen wurden wir zwar etwas partnerfreundlicher, aber der Maestro kann sich sicher sein, dass wir diesen Punkt auf der Liste verstanden haben. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Abwehraktionen mit ausweichender Schrittarbeit unterstützt wurden oder vielleicht sollte ich besser sagen, dass die Schrittarbeit durch Stockaktionen unterstützt wurde. Das Groß der Techniken war einfach gehalten und spielte sich mit möglichst viel Abstand zum Gegner ab. Vom Ansatz her war für mich interessant, dass wir Techniken und Vorgehensweisen ausführen mussten, die nicht unbedingt die eigentliche Methode wiederspiegeln. Man könnte die Techniken zwar schon mal machen – so Maestro Parodi – aber eigentlich werden sie aufgrund der Gegenaktionen, die man darauf ausführen kann, nicht wirklich trainiert. Aber die Gegentechniken wollen auch trainiert werden, denn die gehören schließlich zum Curriculum. Das fand ich einen interessanten Umstand. Meist agieren Kampfkünste in ihrem homogenen Umfeld. Sprich sie agieren nur gegen Aktionen, die sie auch selbst üben oder sie üben diese nicht und haben ein dementsprechendes Defizit was deren Abwehrausführung angeht. Wer sich von einem Aikidoka schon mal mit einem Fauststoß hat angreifen lassen weiß was ich meine.

Am Ende klärten die anderen noch einige Fragen, die beim Savate Genovese seit dem letzten Besuch aufgekommen waren. Danach wurden wir dann noch etwas neugierig und haben uns schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das Gambetto geben lassen. Maestro Parodi hat sich zwar etwas gesträubt, aber wir ließen nicht locker und bekamen so schließlich was wir wollten: Einen Einblick, der die Vorfreude auf das nächste Mal noch etwas steigerte.
Nach dem Training gingen wir alle zusammen in ein großes Einkaufszentrum, um uns etwas zu unterhalten, eine Kleinigkeit zu essen und – ihr ahnt es – einen Café zu trinken.
Am nächsten Tag in aller Frühe stand schon wieder die Abreise an. Glücklich und geschafft fuhren wir wieder Richtung Heimat.
Bilder habe ich damals vor lauter lauter gar keine gemacht.
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Messer „stile genovese“

Ich bilde mir ein kein notorischer Sammler von Blankwaffen zu sein. Immerhin sage ich mir immer warum ich etwas nicht brauche und höre dann in der Regel auch auf mich. Aber wenn man etwas trainiert, das bestimmt Modelle von blanken Waffen verwendet, wäre es irgendwie seltsam, wenn man nicht zumindest auch ein passendes Exemplar sein Eigen nennen würde. Echte Coltello Genovese gibt es leider nicht an jeder Ecke, zumindest wenn man nicht grade in Genua lebt. Leider hätte der Sammler und Historische Fechter in mir auch irgendwann gern ein zeitgenössisches Coltello vom Ende des 19. Jahrhunderts – Zukunftsmusik.

Zum Glück ist das Design des Coltello Genovese nicht grade wenig verbreitet. So war die Chance groß ein Messer zu finden, das – auch wenn es nicht genuesisch ist – optimal für die Messermethode aus Genua geeignet ist. Vor kurzem wurde ich fündig. Über Geld spricht man nicht aber auch der fiel zu meiner Freude nicht sehr hoch aus.

Die Maße passen hervorragand zu unseren Aluminiumübungsmessern. Der Griff ist ein wenig kürzer, liegt dadurch aber äußerst gut in der Hand. Sogar die achteckige Basis und der Klingenbart sind vorhanden. Es scheint schon ein paar Jahre auf dem Buckel zu haben. Wie alt es wirklich ist, kann ich leider nicht sagen. Wenn Ihr da mehr wisst, meldet euch doch bei mir. Die mitttig auf der Klinge angebrachte Markierung gibt da vielleicht ein paar Hinweise. Ansonsten kann ich nur sagen: Solinger Qualität, wunderbar. Das Messer ist auch noch schön scharf. Eigentlich eine Schande es nicht mehr zu benutzen. Aber Wandern und Camping ist nicht so mein Ding, Reenactment auch nicht.

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Gambetto

Das Gambetto ist neben dem Savate Genovese das andere waffenlose System im Curriculum der Angriffs- und Verteidigungskünste Genuas. Es deckt vor allem die nahen Distanzen ab und verwendet einige wenige Schläge und Stöße mit der Hand und eher Kniestöße als Tritte. Diese dienen mehr dem Zweck den Gegner für die „eigentlichen“ Abschlusstechniken weich zu machen, als ihn etwa niederzuschlagen.

Schlag zum Hals

Griff ins Gesicht

Griff ins Gesicht

Schlag zum Hals

Das Repertoire an Abschlusstechniken beinhaltet hauptsächlich Gelenksbrüchen und einigen wenigen, einfachen Würfen. Will man es einsortieren ist das Gambetto ein ringerisches System, also das Gegenteil vom Savate Genovese. Übersetzt bedeutet Gambetto so viel wie „Jemandem ein Bein stellen“ oder „Jemanden zu Fall bringen“. Ein wenig verharmlosend, wenn ich bedenke wie der Gegner in der Regel zu fall gebracht wird. Die beigefügten Bilder sind aus „Trattato di scherma col bastone da passegio – difesa personale“. Das Buch aus Mailand von  1908 beinhaltet neben dem Stockfechten auch einen kleinen Teil zur waffenlosen Selbstverteidigung. Die dort abgebildeten Techniken sind im Kern noch die Selben wie ich sie in Genau gesehen habe und wie sie in zeitgenössischen Publikationen aus Italien oder auch Frankreich zu finden sind. Gemeinsame Wurzeln oder eine ähnlch geartete Beziehung dürfte bei der geographischen Nähe mehr als wahrscheinlich sein.

Gambetto ist weder ein sehr ausgeklügeltes, theoretisches, mehrschichtiges System noch ein Wettkampfsport. Es ist vor allem eine einfach gehaltene Methode zur Selbstverteidigung und besticht wiedermal nicht durch seine Vielfalt sondern seine Schlichtheit. Es wird vermehrt die eigentliche Technik trainiert, nicht wie etwa beim Judo eine für das Partnertraining entschärfte Variante. Das hat zur Folge, dass die Techniken wie sie in Genua trainiert werden in der Regel langsamer ausgeführt werden müssen, um sich nicht zu verletzten. Einem geübten Ringer oder Jujutsuka dürften die Techniken aber im Grunde alle nicht neu sein.

Grundstellung

Grundstellung

Interessant ist daher vor allem der erste Teil des Zusammentreffens. Das Gambetto sucht Griffe und Kontrolle, der Weg dorthin macht aber seine Eigenart aus. Die Grundstellung erinnert den ein oder anderen vielleicht an die Haltung für Schild und Schwert oder Mantel und Dolch. Entsprechend werden die Arme auch eher aktiv und passiv zur Defensive und Offensive eingesetzt. In „Box-libera Trattato di difesa personale“ von 1869 welches ebenfalls in Mailand erschienen ist, findet sich eine alte Abbildung der Grundstellung. In einer zugegeben recht kurzen ersten Phase, in der von dieser Position aus die Distanz geschlossen und eine enge Kontaktaufnahme gesucht wird, beginnt man mit Schlägen auf Vitalpunkte oder Kniestößen die Gegenwehr zu minimieren. Dabei sollte lieber einmal zu viel als zu wenig attackiert werden, umso einfacher fällt nachher die Umsetzung der Abschlusstechnik aus.

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