Training in Genua im Dezember 2015

Bevor es Anfang Dezember wieder runter nach Genua geht, schiebe ich heute noch einen kleinen Bericht zu meiner ersten Fahrt vor etwa einem Jahr nach:

Meine erste Fahrt nach Genau war etwas anstrengen. Wohlgemerkt die An- und Rückfahrt, nicht der Aufenthalt an sich. Aber die Unannehmlichkeiten haben sich allemal gelohnt. Immerhin stand am Ende die Entscheidung sich doch intensiver mit den Kampfkünsten Genuas zu beschäftigen. Am ersten Dezemberwochenende vergangenen Jahres ging es Freitagabend mit dem Zug in Aachen los. Gegen Mittelnacht erreichte ich München, um fünf Uhr in der Früh sollte es schon wieder weiter gehen. Ich muss nicht erwähnen, dass Rupert – mein freundlicher Gastgeber – und ich nicht sofort ins Bett sind, sondern uns natürlich verquatscht haben. Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit dem Auto weiter. Ich war zwar sichtlich geschafft, aber die Stimmung war gut und voller Vorfreude. Ralf, Tobias und Rupert erzählten mir von Ihren letzten Aufenthalten und Anekdoten von Maestro Parodi. Im Auto schlafen war also nicht wirklich möglich. Das hat mir zwar nicht gefehlt, würde sich aber sicher noch rächen. Zum Mittagessen in Genua gab es einen ersten Café – also Espresso. Da ich nicht mal normalen Kaffee trinke, schlug der bei mir wie eine Bombe ein. Von da aus mussten wir direkt weiter zur Halle. Dort folgte nach kurzem „Hallo“ ein weiterer Café bevor es losging. Man kann sagen, dass ich wach war. Die Halle war im zweiten Geschoss untergebracht. Man muss schon zugeben, dass irgendwie ein gewisses Flair rüberkam, denn im Erdgeschoss war eine kleine Bar,
in der ältere Herren Brettspiele und Karten spielten. Die Halle im Zweiten war auch nicht wie ich es vermutet hätte. An den Sprossenwänden erkannte man zwar die Sporthalle, der Boden war allerdings ein Mosaikboden und eine Balustrade gab es auch, zusammen mit den Großen schön gemauerten Fenstern stimmte das Drumherum einfach. Bevor es losging gab es noch eine kleine Überraschung. Der Maestro hatte für jeden von uns einen kleinen „Panzerstecher“ aus Rattan geschnitzt.
Panzerstecher

Auf dem Trainingsplan stand Bastone a due mani. Wäre es Messer oder Savate gewesen, wäre ich wohl nicht so spontan mitgefahren. Der Maestro machte im Vorfeld Witze
darüber, was wir noch machen wollten, mit dem „zweihändigen“ Stock wären wir nach ein paar Stunden fertig. Er sollte Recht behalten, fertig waren wir auf jeden Fall. Es hätte nach der offiziellen Zeit sicher noch etwas zu sehen gegeben, aber das Konzept hinter der Methode und das Muster in den Bewegungen sind deutlich klar geworden. Den Beginn machte eine Übung, aus der ohne Zweifel das Thema Schlaghärte hervorging. Gut, mit einem zweihändig geführten Stock feste zuschlagen kann ich. Und zwar so lange, bis Ralf mich darum bat, etwas weniger kräftig zuzuschlagen. Im Laufe der Übungen wurden wir zwar etwas partnerfreundlicher, aber der Maestro kann sich sicher sein, dass wir diesen Punkt auf der Liste verstanden haben. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Abwehraktionen mit ausweichender Schrittarbeit unterstützt wurden oder vielleicht sollte ich besser sagen, dass die Schrittarbeit durch Stockaktionen unterstützt wurde. Das Groß der Techniken war einfach gehalten und spielte sich mit möglichst viel Abstand zum Gegner ab. Vom Ansatz her war für mich interessant, dass wir Techniken und Vorgehensweisen ausführen mussten, die nicht unbedingt die eigentliche Methode wiederspiegeln. Man könnte die Techniken zwar schon mal machen – so Maestro Parodi – aber eigentlich werden sie aufgrund der Gegenaktionen, die man darauf ausführen kann, nicht wirklich trainiert. Aber die Gegentechniken wollen auch trainiert werden, denn die gehören schließlich zum Curriculum. Das fand ich einen interessanten Umstand. Meist agieren Kampfkünste in ihrem homogenen Umfeld. Sprich sie agieren nur gegen Aktionen, die sie auch selbst üben oder sie üben diese nicht und haben ein dementsprechendes Defizit was deren Abwehrausführung angeht. Wer sich von einem Aikidoka schon mal mit einem Fauststoß hat angreifen lassen weiß was ich meine.

Am Ende klärten die anderen noch einige Fragen, die beim Savate Genovese seit dem letzten Besuch aufgekommen waren. Danach wurden wir dann noch etwas neugierig und haben uns schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das Gambetto geben lassen. Maestro Parodi hat sich zwar etwas gesträubt, aber wir ließen nicht locker und bekamen so schließlich was wir wollten: Einen Einblick, der die Vorfreude auf das nächste Mal noch etwas steigerte.
Nach dem Training gingen wir alle zusammen in ein großes Einkaufszentrum, um uns etwas zu unterhalten, eine Kleinigkeit zu essen und – ihr ahnt es – einen Café zu trinken.
Am nächsten Tag in aller Frühe stand schon wieder die Abreise an. Glücklich und geschafft fuhren wir wieder Richtung Heimat.
Bilder habe ich damals vor lauter lauter gar keine gemacht.
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