Es war einmal in Genua …

Paolo de Scalzi erzählt uns in „La scuola della spada“ eine Anekdote über einen Fechter, der sich mittels seines Spazierstockes in Genua gegen einen Angreifer mit Degen verteidigt.
Mit dieser Geschichte will er seine Aussage untermauern, dass Fechten mehr ist als nur der Kampf Zweier mit gleichen Waffen. Es geht um Prinzipien!

Repetto, mit Spitznamen Rosso, war ein erfahrener Fechter. Er verließ eines Abends ein Spielhaus in Genua und machte sich auf den Weg zu seinem Haus auf dem Hügel von Castelletto. An diesem Abend nahm er eine beträchtlichen Gewinn mit Heim.  Er spielte mit seinem Spazierstock und führte, wie es bei Fechtern üblich ist wenn sie alleine sind, Fechtbewegungen damit aus. Als er sich in einem abgelegenen Teils der Stadt befand, meinte es das Schicksal gut mit ihm, als eines seiner Molinelli auf ein leichtes Hindernis stieß. Der geschickte Fechter erkannte es aufgrund seiner langen Erfahrung sofort als Degenspitze, die durch die schnelle Bewegung des Stockes von seinem Körper abgelenkt wurde. Er ergriff nicht die Flucht sondern drehte sich um und stand vor einem wütenden, mit einem Degen bewaffneten Mann, der sich ihm mit äußerster Hingabe und mit der Entschlossenheit eines Verzweifelten entgegenstellte. Es war der Kartenspieler dessen Geld er gewonnen hatte. Ein Mensch, der sich so sehr nach der Wiedererlangung seines verlorenen Geldes sehnte, dass er es nicht gewagt hatte, dem vor ihm stehenden die Stirn zu bieten, sondern ihn hinterrücks überfiel.
Nach verschiedenen Positionswechseln, mit denen Rosso den ersten Angriffen entgehen konnte, stoppte er und löste sich von seinem Gegner, denn er hatte mit seinem Stock Kontrolle über den Degen erlangt, dessen Gefäß ergriffen und seinen Angreifer entwaffnet. Dieser war völlig überrascht, verwirrt und ängstlich zugleich. Repetto war großzügig und verschonte den erbärmlichen Mann nachdem er ihn mit Vorwürfen angeklagt und auf sein eigenes Unrecht aufmerksam gemacht hatte. Den Degen behielt er jedoch als Trophäe und Zusicherung, dass dies kein zweites Mal vorkommen würde.

Meiner Meinung nach einer der Schmunzler der Geschichte, als de Scalzi schreibt, dass Repetto mit seinem Stock Fechtbewegungen nachahmt, wie Fechter das nunmal so machen. Da scheint sich bis heute nichts geändert zu haben 😀

 

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