Training in Genua Mai 2017

Trotz einer Erkrankung stand diese Fahrt wohl unter einem guten Stern

Nach der insgesamt sechsten Fahrt nach Genua ist alles sehr vertraut. Wie schon an anderer Stelle erwähnt freuen sich das Team des La Sosta, wo wir samstags zu Mittag essen, als auch das Team der Albergo Nationale, wo wir absteigen mittlerweile, wenn die „tedesci“ wieder da sind. Das fühlt sich auch für uns sehr schön und heimisch an. Ein kleiner Trost für Rupert dürfte es daher gewesen sein, dass nicht nur Ralf, Tobias und ich ihn auf der Fahrt sehr vermisst hatten, sondern auch im Hotelrestaurant nach ihm gefragt wurde. Rupert war leider kurz zuvor krank geworden und konnte die doch nicht ganz unanstrengende Reise nicht antreten. Manchmal siegt doch die Vernumpft, auch bei Männern.

Ralfs coltello genovese

Statt Bastone und Coltello noch einmal zu wiederholen und zu vertiefen, wie es angedacht war, blieben wir thematisch beim Coltello Genovese. einmal abgesehen von ein paar Fragen zum Gambetto zum Ende, die mir einfach am Herzen lagen. Nach der ersten Einführung und der Einheit bastone gegen coltello und coltello gegen bastone war das nun die dritte Einheit zum genuesischen Messer und sie war ein Augenöffner. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Ralf, der unsere Unterlagen noch einmal komplett durchgearbeitet und mit Fragen ergänzt hat. Technisch gab es nicht wirklich viel Neues. Die Methode ist eben nicht sehr groß, dafür stark spezialisiert. Nach den letzten Jahren des Eintrainierens und Ausschleifens fügte sich während des Trainings alles mehr und mehr in ein Gesamtbild, welches unser bisheriges Training extremisieren wird. Grundgedanke und Einstellung bedingen einen kompromisslosen Umgang mit dem Messer, welcher mit einem Duellkontext, der das Bild von italienischem Messer in Deutschland prägt, nichts zu tun hat. Ob man das sich bietende Bild elegant findet oder nicht überlasse ich dem werten Beobachter. So blumig wie z.B. der ein oder andere sizilianische Stil ist das Coltello Genovese jedenfalls nicht. Stiche und Schnitte sind dazu gedacht das Leben des Gegenübers möglichst schnell zu verkürzen, dabei ist der Schnitt über die Augen noch die harmloseste Aktion. Es gibt kein großes Belauern, direkt gerichtete Angriffe werden mit gradlinigen oder leicht gewinkelten möglichst zeitgleichen Kontern beantwortet. Es ist keine Show, kein Spiel, keine Mutprobe, wenn Messer im Spiel sind, geht es ums Überleben. Es ist die kommunizierte generelle Einstellung zum Messer, die den Respekt vor diesem heute noch allgegenwärtigen Gegenstand wieder erhöht. Etwas was in vielen Vereinen und Stilen heute leider nur wenig Beachtung findet.

Tomaso Pastorino:
dizionario delle strade di genova

Wir hatten Maestro Parodi dieses Mal wieder etwas Besonderes mitgebracht: Ein Genualexikon über zwei Bände. Die beiden alten Bücher beschreiben Genua in Artikeln von A bis Z. Ich hatte sie letztes Jahr im Urlaub in Lucca auf dem Antikflohmarkt gefunden und sofort gewusst welchem Lokalpatrioten man damit einem Freude machen kann. Für die Trainingshalle in München brachte er den Jungs eine genuesische Flagge mit: Das rote Georgskreuz auf weißem Grund. In der oberen linken Ecke ist der Heilige in klassischer Pose abgebildet wie er einen Drachen tötet. Von dieser Flagge gibt es nur zwei Exemplare, eines hängt in Genua, das andere wird nun in München hängen. Ich selbst erhielt meine Istrutore-Urkunde für das coltello genovese. Ich freue michg dass ihm meine Leistungen und mein Engagement gefallen und danke meinem Maestro aus tiefstem Herzen für das entgegengebrachte Vertrauen.

Dieser Beitrag wurde unter Coltello, Treffen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.