Training in Genua im Dezember 2019

Auf zum 7. !
Es ist schon eine Weile her, dass wir am 7. Dezember unser Fahrt nach Genua angetreten haben. Schande über mich, dass ihr so lange auf diesen Beitrag warten musstet. Eigentlich wollten wir im Juli wieder gen Süden gefahren sein, aber da das leider nicht sein sollte, schwelgen wir in Erinnerungen. Das letzte Mal hatten wir uns nämlich etwas aus dem Fenster gelehnt und uns noch einiges vorgenommen. Die Fahrt war wie immer ein Vergnügen, es gibt so viel zu erzählen, dass die Stunden nur so verfliegen.
Als wir mit dem Essen im La Sosta fertig waren, stand da auch schon Claudio an der Theke, schwatzte mit den Leuten und wartete auf uns und den ersten gemeinsamen Cafe des Tages.

Dann ging es aber auch schon zur Halle. Das erste Thema war der Manganello, der Schlagstock. Hierbei handelt es sich um einen „echten“ Schlagstock für Ordnungskräfte um an dieser Stelle eine Begriffsüberschneidung zum Stocca Osse zu vermeiden. Technisch ist der Manganello nicht der Rede wert. Im Grunde ist es eine winzige Methode aus einem horizontalen Schlag, der eher dafür gedacht ist in Formation in Linie zu funktionieren, im Optimalfall mit seinen Freunden oder Kollegen Seite an Seite. Nicht zu weit ausgeholt um nicht unterlaufen zu werden, aber hart genug um alles was auf in die Zentrallinie kommt abzuwehren oder zu treffen. Natürlich lassen sich Techniken des Spazierstocks und des Stocca Osse auch umfunktionieren, keine Frage. Man sollte sich nur bewusst sein, dass man mit einem kürzeren Stock nicht so weit entfernt vom Gegner steht.
Apropos übertragen: gerade mitten im Thema lohnte sich nochmal der Exkurs zum Stocca Osse, dem noch kürzeren aber üblicherweise mit Metall beschwerte Knüppel. Als Gerät der dunklen Gassen, beschränkt sich die Handhabe eigentlich auf ein paar schnelle überfallartige Hiebe. Eine Übertragung vom Spazierstock oder Messer und der Einsatz im Zusammenhang mit Gambetto bietet sich zwar an, gehört aber streng genommen nicht ins Curriculum. Man sollte sich jedenfalls davor hüten den Umgang mit dem Stocca Osse zu sehr aufzuplustern, wie es heuzutage im Kampfsportbereich gerne mit allen möglichen Dingen gemacht wird.

Dann kamen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen, etwas Messer, dann Stock gegen Messer – im Speziellen gegen anstürmende Gegner – dann wieder Stock gegen Stock.

Lorenzo, einer von Claudios Schülern war fast die ganze Zeit über anwesend und wartete nur darauf, dass wir uns Richtung Savate bewegten, dazu sollte es dieses Mal aber nicht kommen.
Lorenzo, wir versprechen dir, beim nächsten Mal heißt es wieder Savate genovese und dann lassen wir gemeinsam wieder die Füße fliegen!

Claudio hatte an diesem Tag Geburtstag und wir hatten etwas ganz besonderes für ihn aufgetan. Einen Spazierstock aus Kornellkirche, der durch diverse Bearbeitungsprozesse eine gelbe Farbe angenommen hat. Wirklich ein wunderschöner Stock aus tollem Holz!

Nach dem Training ging es in den Supermercato auf einen Cafe und Farinata. Farinata ist im Übrigen ein sehr leckerer Kichererbsenfladen. Als ich einmal versuchte einen zu backen, ist er mir leider nicht so gut gelungen, dafür war besagter verdammt lecker. Ich sollte es vielleicht nochmal versuchen…
Aufgrund der Verkehrslage etwas verspätet gesellte sich Daniele Calcagno zu uns. Er leitet den HEMA-Verein in Genua und wir hatten uns bereits beim letzten Mal versucht zu verabreden, was aber leider aufgrund eines Turnieres nicht funktioniert hatte. Besser als dieser Tag hätte es aber sicher nicht werden können. Als respektable Herren und Genualiebhaber kannten sich Claudio und Daniele natürlich. Wir mussten dann aber leider schon zügig los, weil Rupert sich mit Andrea verabredet hatte, einem Genuesen, den er auf einer Messe in den Niederlanden kennengelernt hatte, also traten wir den Weg in die Innenstadt an.
Das bedeutete leider, dass wir nicht mehr einkaufen konnten, aber wo sich eine Tür schließt, öffnet sich ein Fenster. Der Maestro hatte uns ein paar sehr leckere Flaschen mitgebracht und im Laufe des Abends sollte ich noch eine Flasche eines sehr schmackhaften Bitteraperitivs kaufen (Rupert beschrieb ihn als süßeren Martini), den der Genuese mit etwas Zitronenschale trinkt.
Ralf und Tobias entschieden sich dazu wegen der harten Fahrt den Abend wie gewöhnlich in der Albergo ausklingen zu lassen, aber ich hatte Ruperts Frau versprochen auf ihn aufzupassen, also zogen wir los, zu unserem Glück mit Daniele, der auch wieder in die Stadt wollte. Ohne Ihn wären wir im Leben nicht angekommen! Wir warteten an einer Haltestelle, die uns Google zwar nannte, an der der Bus aber laut Schild garnicht offiziell halten sollte, wir stiegen letztlich in einen Bus mit einer vollkommen anderen Beschriftung, der in die Nähe fuhr und dort in einem Bushof Endstation hatte. Daniele lächelte nur und sagte des öfteren „das ist eben Genua“. Endlich angekommen luden wir Daniele ein doch noch mit uns mitzukommen.

Andrea hatte das Colombo für das Abendessen ausgesucht, ein sehr netter Laden mit leckerem Essen (ich hatte zum Hauptgang z.B. in Rotwein eingelegte grobe Bratwurst mit karamelisierten Zwiebeln auf Brokoli – übrigens zu erschwinglichen Preisen).

Den Rest des Abends führte uns Andrea von Kneipe zu Kneipe durch das Nachtleben Genuas, während Daniele viel zu erzählen hatte. Daniele ist Professor für Geschichte und gehört dem „Heimatkundeverein“ an, eine besser Führung hätten wir uns nicht wünschen können. Grazie mille an unsere beiden Führer durch das alte und das neue Genua. Es war ein toller Abend, der seinen Abschluss im Büro von Andrea nahm. Es lag nah am Stadtkern mit Blick auf den Hafen im 14. Obergeschoss! Einen besseren Ausblick über Genua kann es nicht geben! Leider hatte ich keine Gute Kamera dabei, denn mein Handy war leider mit dem Licht etwas überfordert.

Auf dem Rückweg legten Rupert und ich noch einen längeren Spaziergang ein, denn wir waren klug genug etwas zu früh aus dem Bus auszusteigen. Angekommen sind wir dann aber trotzdem und nachdem wir den Wagen gefunden hatten in dem Ralf unsere Zimmerschlüssel deponiert hatte, konnten wir auch schon unsere Betten hören. Die Nacht war entsprechend kurz, aber die Fahrt zurück dafür erstaunlich lebhaft. Es war ein wirklich tolles Wochenende, danke an euch alle, die dazu beigetragen haben und bis zum nächsten Mal!

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