Gestern hatte ich Trainingsbesuch. Constantin hatte sich angeboten einen Abstecher nach Aachen zu machen. Auf dem Plan standen Savate und Spazierstock. „Das würde auch gut in mein Bartitsu passen“, meinte er.
Bartitsu gehört heute zu den HEMA (Historical European Martial Arts). Man könnte es auch als die erste MMA (Mixed Martial Arts) bezeichnen. Um 1900 stellte der Brite Edward William Barton-Wright aus verschiedenen Kampfkünsten ein Selbstverteidigungssystem zusammen. Es beinhaltete unter anderem französisches Savate, englisches Boxen, Spazierstockfechten und Jiu Jitsu, welches ebenfalls grade nach Europa schwappte. Dieses System benannte Barton-Wrigth dann nach sich selbst – Bartitsu. Heute gibt es wieder Ambitionen diese Kampfkunst neu zu beleben, entweder in ihrer Urform oder als Neo-Bartitsu mit ihren ursprünglichen Disziplinen in aktueller Ausprägung und im modernen Kontext.
Constantin selber trainiert in Köln klassisches Fechten und Bartitsu. Wer jetzt vielleicht Interesse bekommen hat, kann dort auch gerne mal vorbei schauen.
Freundlicherweise konnten wir bei dem unbeständigen Wetter bei Freunden im Training unterkommen. Danke an Sebastian und Eskrima-Burtscheid für das Plätzchen in der Halle.
Um die Überraschung nicht zu verschwenden, begonnen wir erstmal mit lockerem Contrafechten. Allgemein haben wir eigentlich viel mehr semifreie und freie Gänge gemacht, als wirklich Techniken isoliert geübt. Das kam mir allerdings sehr gelegen. So konnte ich alles Mögliche austesten, zu dem mein üblicher Trainingspartner noch nicht bereit ist. Mit einem Fechter kann man´s ja machen … Constantins Stockfechten war zwar sichtlich anders geprägt, folgt aber denselben fechterischen Grundsätzen. Pierre Vigny, dessen Stockkampf ins Bartitsu eingeflossen ist, soll, so sagte man mir, nach Genua gefahren sein um es in der Entstehung zu testen. Mal hat es in den zwielichtigen Gegenden Genuas gut funktioniert, mal weniger. Das können wir beide auf gestern Abend bezogen wohl auch bestätigen.
Beim Savate hieß es dann „treten, treten, treten“. Auch hier ging es nach einem kurzen Abgleich französisch-genuesisch in freie Übungen mit und ohne Wecheltempo (einfaches 1/1 oder spiegeln des ersten Angriffs etc.). Danach folgte ordentlich Pratzenarbeit. Diese ist für mich neben Dehnen und Tritte ohne Kontakt ein wichtiger Bestandteil des Grundlagentrainings. An der Stelle konnte Constantin seinem inneren Coach auch freien Lauf lassen. Danke dafür und mehr davon!
Zum Abschluss haben wir es uns nicht nehmen lassen noch eine Runde Säbel zu fechten. Neben all den Treffern, die ausgeteilt und eingesteckt wurden, war mir die Entwaffnung durch einen chassierenden (schleifenden) Hieb zur Klinge mein kleines Highlight. Es funktioniert!
Und wenn man schon mal da ist: Nach dem offiziellem Trainingsende gab es natürlich noch ein paar freie Gefechte mit den anwesenden Eskrimadores.
Alles in allem ein gelungener Abend.