Bastone a due mani

Zeitgenössische Darstellung eines Dörflers aus Ligurien mit einem der längeren „Due Mani“

Wenn der Spazierstock, das Herzstück der Sammlung ist, dann ist der Due Mani das Kernstück. Der Stock ist kein Langstock wie ein japansicher Bo, um in Japan zu bleiben, ist er mehr mit dem Jo vergleichbar. Sozusagen ein kurzer zweihändig zu führender Stock. Mit einer Länge von 125-145cm und einem Durchmesser von 3-4cm war er ein treuer Begleiter für Wanderer und Fuhrleute. Eine Erklärung für diese Länge ist z.B. ein Verbot für längere Stöcke innerhalb der Mauern der Stadt, damit man den Stadtwachen, die mit Speeren o.ä. ausgerüstet waren, nicht so leicht Paroli bieten konnte. Das Repertuar an Techniken ist aus Sicht des Spazierstocks aufgrund der Beschaffenheit stark reduziert, betrachtet man es aus der anderen Richtung, stellt man fest, dass die Techniken die Basis des Bastone da Passagio bilden. Man nutzt starke Schwünge, Stiche, die wohl in ihrer jetztigen Form durch das Bajonettieren des 19. Jh. hinzugekommen sind, agressives Voranschreiten und neben Paraden, die die Hände nicht in Gefahr bringen, diverse Schläge zu eben jenen. Fest steht, dass die Fuhrleute Genuas in dieser Methode geübt waren. Ihre Entstehungsgeschichte, für die ich keine Belege habe als die mündliche Überlieferung des Lehrers meines Maestros, ist nicht weniger reißerisch als die Entstehungsmythen asiatischer Systeme. Ob sich ein Fünkchen Wahrheit darin verbirgt, darf jeder gern für sich selbst entscheiden:
Genua besaß im 14. Jh. einen Stadtteil in Konstatinopel, dieser trug den Namen Pera und besaß eigene Mauern. Die Venezianer, die im Handel in Konkuerenz mit den Genuesen standen gingen einen Handel mit dem Sultan ein und baten ihn die Mauern Peras zu schleifen. Doch das hinderte die Genuesen nicht daran weiter fleißig Handel zu treiben. Also bat man den Sultan die Rivalen zu entwaffnen. So waren sie leichte Beute für Plünderer. Ihren Stahlwaffen beraubt, nutzten sie Stöcke aus hartem Holz, härtetden diese und wickelten sie mit Bändern und Seilen ein um gegen Klingenwaffen besser bestehen zu können. Diese nutzten sie wie zweihändig zu führende Schwerter. Sollte diese Geschichte stimmen, ist, wenn wir die Techniken mit den Fechtquellen Italiens der Zeit vergleichen, nicht mehr viel von der einstigen Methode übrig geblieben. Ein genauerer Vergleich mit einem Experten für z.B. Fiores Schwert wäre aber sicherlich spannend.

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